Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Teil der Diskussion um Studiengebühren. Gastgeber an
der Universität Erlangen-Nürnberg ist Professor Karl-Dieter Grüsske. Er ist im Gespräch mit
dem Bayerischen Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel, mit dem Präsidenten des Deutschen
Studentenwerks, Professor Hans-Dieter Rinkens und dem Studentenvertreter Florian Braunreuther.
Ich würde gerne den Ansatz, den Sie gerade gebracht haben, dass die Studenten zum Beispiel
an der Universität arbeiten könnten, an Professor Rinkens weitergeben. Sie sagen oder in Ihren
Studien kommt heraus, dass über zwei Drittel der Studenten jetzt schon arbeiten, um sich
auch ihr Studium mit zu finanzieren. Das ist eine der Ressourcen, wie Sie Ihr Studium finanzieren.
Wenn jetzt noch zusätzlich gearbeitet werden muss für die Studiengebühren, ist das noch
verträglich für das Studium?
Ich glaube, jetzt vermengen wir wirklich zwei verschiedene Dinge. Erstens mal, dass es gegenwärtig
so ist, dass über 60 Prozent der Studierenden jobben, und zwar über das ganze Jahr hindurch.
Und dass das nicht besonders gut ist. Für die Studienzeiten ist klar, ob das überhaupt
in Zukunft noch geht, wenn das Studium stärker verschult wird durch Bachelor und Master, ist
noch eine ganz andere Frage. Das heißt, man muss aber mal sehen, es wird auch da, wir
leben ja jetzt im Moment einen Riesenumbruch in unseren Universitäten. Und was das auf
dieses soziale Verhalten rund um das Studium bedeutet, das können wir im Moment ahnen,
aber wir haben keine empirischen Unterlagen dazu. Richtig finde ich, und das finde ich
natürlich gut, wenn das Jobben ist, umso besser, je studienär es ist. Und das hat der Minister
gerade angesprochen. Und deshalb sage ich mal, und das wäre ja gut, wenn Sie denn die
Universitäten für die Lehrer mehr Geld kriegen, das ist nicht in Nehaufträge vergeben, sondern
in Tutorien. Also nicht weiter Vorlesungen machen, sondern tatsächlich Studenten auch
die Möglichkeit geben, in ihrem Studium etwas für andere zu tun. Dann hätten wir wirklich
einen positiven Effekt. Würdest du sagen, dass das ein Weg ist, den du nachvollziehbar
findest, den du annehmen würdest? Ich sehe ein viel fundamentaleres Problem. Das haben
wir ja gerade schon angesprochen, das ist leider ein bisschen untergegangen. Ich sehe
hier das Problem der Mitbestimmung. Und das ist, Herr Größke sagt schon, ja, ihr werdet
gehört und das kommt alles so schön paternalistisch rüber und nicht, dass man uns den Kopf streichelt,
ja, ihr dürft ein bisschen mitreden, aber dann gucken wir mal am Ende, was man daraus
macht. Mein Problem bei der ganzen Sache ist, wenn es denn jetzt mal mehr Geld für die Hochschulen
gibt, dass es aber nicht nur zu diesem Zeitpunkt schon, auch jetzt schon, wo wir beim Status
Quo noch sind, dass wir als Studierende mehr Mitsprachemöglichkeiten brauchen, mehr Mit-
Entscheidungsmöglichkeiten, um es zu verdeutlichen. Wir brauchen eine grundlegende Demokratisierung
der Hochschule. Hier wird der Großteil, der am Hochschulwesen beteiligt, nämlich die
Studierenden. Wir sind die deutliche Mehrheit an der Hochschule. Wir werden immer unter
den Tisch gekehrt und es ist ganz deutlich zu sehen, dass wir keine Mit-Entscheidungsmöglichkeiten
haben. In den Gremien sind gerade mal zwei Leute jeweils drin und die Professoren haben
die strukturelle Mehrheit. Das halte ich für problematisch. Natürlich kann man sagen, wir
werden gehört. Das ist richtig, Herr Größke, und damit das ein oder andere dringt schon
mal so dummig. Aber letztendlich, wenn es dann ans Eingemachte geht, dann bleiben wir Studierende
außen vor. Das ist ein ganz fundamentales Problem, das wir jetzt schon haben und das
durch die Studiengebühren nicht besser wird.
Professor Größke, danke.
Ich habe mit allen Fachschaftsinitiativen zusammengesessen und wir haben eine ganze Latte von Wünschen
der Studierenden bekommen, die wir natürlich berücksichtigen werden. Es wird in keiner
Fakultätssitzung bzw. in keiner Arbeitsgruppe, die sich damit beschäftigt, was mit den Studiengehören
passiert. Mit den Studienbeiträgen werden die Studierenden fehlen. Es wird jedes Votum,
das sie abgeben, von mir gehört und berücksichtigt. Das verspreche ich Ihnen. Es wird, und das
ist für mich völlig selbstverständlich, dass Sie diese Beiträge bezahlen, auch dazu
nicht nur gehört, sondern auch mitentscheiden dürfen, was damit passiert. Das ist doch selbstverständlich.
Presenters
Florian Braunreuther
Dr. Thomas Goppel
Julia Schmitt-Thiel
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:25:42 Min
Aufnahmedatum
2005-07-11
Hochgeladen am
2017-07-05 17:18:38
Sprache
de-DE